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Die weltbekannte ukrainische Kleinstadt liegt nur ca. 90 km von Kiev entfernt.
Auf deutsch übersetzt bedeutet der Name übrigens soviel wie "Schwarze Geschichte"
(oder auch Wermut) - schon unheimlich, wie passend.... Das
Goethe Institut in Kiev
hat sich in seiner Schriftenreihe
literarisch damit auseinandergesetzt: "Tschernobyl - Literarische Apokalyptik und Wirklichkeit"
enthält interessante Betrachtungen zu diesem Thema. Als damals das Unglück passierte, brach in den Tagen danach in Kiev das totale Verkehrschaos aus, erzählte mir Irina, die mit Ihrem Mann Vladimir noch an jenem schönen Samstag draußen spazieren gegangen ist. Alle Leute wollten weg, alle Eisenbahnen und Flugzeuge waren ausgebucht, auf den Straßen bildeten sich kilometerlange Staus. Die Leute hatten aber ohnehin nur sehr langsam erfahren, was passiert war. |
(oberster Ortsname; Bild anklicken: Landkarte) on the way to Chernobyl (Click picture for map) |
Aber spätestens, als man erfuhr, daß Michail Gorbatschow zufällig in Kiev landete,
aber nicht ausstieg und die Maschine wieder zurückflog (ein sehr ungewöhnlicher Vorgang),
haben viele geahnt, daß da etwas nicht stimmt.
Photo: die radioaktive Belastung durch das Unglück von Tschernobyl
hält sich im Raum Kiev inzwischen sehr in Grenzen; die an vielen Orten durchschnittliche
Belastung von ca. 0,030 mRem / Stunde ist weniger als z.B. in ca. 2000 m Höhe in den Alpen.
Zum Vergleich z.B. Aachen: ca. 0,015 mRem / Stunde.
Die Messwerte beziehen sich nur auf Summen der Beta-, Gamma- und Höhenstrahlung,
denn Alphastrahler lassen sich mit einem einfachen Geigerzähler wegen der kurzen Reichweite
nicht ohne weiteres nachweisen, letztere sind nur (aber dafür dann erst recht !!) gefährlich,
wenn sie aufgenommen werden (z.B. Nahrungsmittel, Einatmen von Staub). .
Wir haben uns gut überlegt, ob wir nach Tschernobyl fahren sollten, aber dank Meßgeräten konnte man risikolos immer näher fahren und beobachten, ob die gemessene Aktivität ansteigt und nötigenfalls umdrehen. Und dann kam nämlich die große Überraschung: Selbst direkt an der Sperrzone zum Unglücksgebiet war die messbare Aktivtät so gut wie Null ! (..ich hatte schon die Batterie vom Geigerzähler gewechselt, weil ich´s nicht glauben konnte). ...und damit war die meßbare Aktivität sogar geringer als in vielen Wohnungen, denn viele Baumaterialien enthalten von Natur aus geringe Mengen schwach strahlender radioaktiver Isotope. Der Regen der letzten 15 Jahre dürfte wohl alles schon tief in den Boden (ins Grundwasser !?)
gewaschen haben... Und in der Tat wohnen in der Gegend dort sogar wieder Menschen.
Aber ein ungutes Gefühl bleibt dennoch, auch trotz der Meßwerte würde ich dort nicht wohnen
wollen. Mal eine Stunde dorthinfahren ist ja das Eine, aber Jahre dort leben... gerade die
vor Ort wachsenden Lebensmittel (Milch, Obst, Gemüse, Brot...) haben immer das Restrisiko,
nur schwer messbare aber auf Dauer nicht ungefährliche Alphastrahler anzureichern.
Vor allem aber wurden die Keimzellen der Menschen damals genetisch verändert, so daß noch jahrelang, eben solange
die Frauen, die damals als Mädchen der Strahlung ausgesetzt waren, im gebärfähigen Alter sind, Mißbildungen bei Geburten vorkommen werden.
Den detaillierten Verlauf des Reaktorunglücks kann man übrigens in einem sehr qualifiziert geschriebenen
aber dennoch gut verständlichen Dokument der Universität Gießen lesen: http://www.strz.uni-giessen.de/Radiologie/Tschernobyl/tschernobyl.pdf.
Daß nicht etwa der Geigerzähler defekt war, haben uns die Polizisten vor Ort
(sie waren sehr korrekt und nett - auf diesem Wege viele Grüße !) eindrucksvoll demonstriert:
Sie deuteten uns, Sergej, meinem Fahrer, und mir, mitzukommen, sie wollen uns etwas zeigen.
An einem Laternenmast war ein altes, rostiges Metallrohr, an welchem ein Kabel hochgeführt wurde,
das über die Straße ging; eigentlich nichts besonderes. Der Offizier deutete mir, hier mal zu messen.
Und in der Tat: das Rohr strahlte heftig, der Geigerzähler machte Freudensprünge.
Das Uran 238, welches ich zuhause in der Küche habe (O.K., Scherz, ich habs im Schlafzimmer. ;o)
und manchmal zu Demozwecken (Strahlenkunde...) verwende, war harmlos dagegen.
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Dann war da noch ein Schrottcontainer mit alten Metallteilen. Es waren offensichtlich Teile, die beim
Reaktorunglück stark bestrahlt worden waren. Ein Polizist suchte ein Teil daraus aus, ein angeschmolzenes spiralenförmiges graues
Metallstück, es war aus einer recht korrosionsbeständigen, nichtrostenden Legierung,
und legte es vor uns auf den Betonboden (fotografieren durften wir es nicht).
Auch dieses Teil strahlte sehr stark. (es war fast reine Betastrahlung, kaum Gamma zu messen.).
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weshalb es denn auch für die zumindest dort am Kontrollposten arbeitenden Menschen nicht unbedingt
problematisch ist, sich über lange Zeit dort in der Nähe aufzuhalten; die Crews in Flugzeugen
dürften vermutlich Strahlenbelastungen ausgesetzt sein, die um einiges darüber liegen.
(...nehmt mal einen Dosimeter oder Geigerzähler ins Flugzeug mit !
Die Höhenstrahlung, die in einer Flughöhe von 10 km und mehr herrscht, ist so intensiv, daß der Geigerzähler
im Flugzeug deutlich schneller piepst als in 2 m Entfernung zu den kontaminierten tschernobyler Reaktorteilen.
Deshalb sagt man in der Radiologie manchmal auch flapsig "Einmal Mallorca hin und zurück = 1 mal Röntgen".
Beim Rückflug in einem Airbus auf der Route Kiev-Wien habe ich´s extra noch einmal getestet. ).
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Bilder: Weg nach Ditiaki (südl. von Tschernobyl).
Links: Mit dem Kraftwerk Tschernobyl hat die Ukraine sich ein Ei gelegt, sozusagen ..
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